Ein Moment für ein Dankeschön

Im letzten Advent schenkte meine Freundin Heike unserer Freundinnenrunde das Buch „Das Weihnachtsglas“ – eine sehr nette Geschichte rund um ein Glas, gefüllt mit Kleingeld, das jedes Jahr am 24.12. vor der Tür eines bedürftigen Menschen steht und diesem vor Freude die Tränen in die Augen treibt.

Klingt kitschig? Ist es auch. Und gerade deshalb wahrscheinlich so passend für die Weihnachtszeit. Egal, wo man hinschaut, werden in der Adventszeit die Zeichen auf Mitgefühl und Menschlichkeit gestellt. Dem Kitsch zum Trotz: Gut so. Wer hinschaut, sieht die Not direkt vor der Tür.

Ein Jahr voller Menschmomente

Der besondere Gedanke an der Geschichte ist für mich, dass der heimliche Schenker alle Jahre wieder ein ganzes Jahr lang jeden Tag seine Münzen sammelt und mit jeder Münze, die er in das Glas wirft, an diejenigen denkt, die möglicherweise gerade nicht vom Glück bedacht werden. Das Glas wird zum Ritual – oder, wie ich das nenne, – zum Anker für die eigenen Gedanken und das tägliche Handeln. Ein solches Ritual, das wissen wir schon lange aus der Motivationspsychologie, verändert den Blickwinkel und die persönliche Haltung.

Dieser Gedanke spornte mich an, „Menschmomente. Das Tagebuch für besondere Begegnungen“ zu schreiben. Denn das Gute an einem Menschmoment ist, dass er auch einzeln und täglich verschenkt einen großen Wert für denjenigen hat, der ihn empfängt und vielleicht sogar den noch größeren für denjenigen, der ihn gibt. Insofern ist dieses Tagebuch im übertragenen Sinn das Glas, das jeden Tag mit Menschmomenten gefüllt wird. Mit dem Unterschied, dass ganz viele Menschen das ganze Jahr über in seinen Genuss kommen.

Nein, ich möchte Ihnen „Menschmomente“ heute nicht als Last-Minute-Weihnachtsgeschenk anbieten, vielmehr möchte ich einen Text daraus mit Ihnen teilen:

EIN MOMENT FÜR EIN DANKESCHÖN
Vom Glück, dankbar zu sein

Wir reden nicht gerne darüber, aber es stimmt: Der Dank hat eine dunkle Seite. Es ist der Dank, den wir jemandem für etwas schulden, das wir gar nicht haben wollten: Tante Gerdas ungeliebte Geburtstagsgeschenke, Trockenkuchen zum Jubiläum, Sie wissen, was ich meine… Einen Dank schuldig sein, etwas mit Dank vergelten müssen – diese Art der Dankbarkeit fühlt sich nicht an wie ein verbindendes Band, sondern wie eine schwere Kette, die uns unfrei macht und unaufrichtig. Weg damit!

Dankbarkeit aus tiefstem Herzen ist etwas ganz, ganz anderes. Sie zielt über das kleinliche Tantengeschenk und die Trockenkuchenkrümel hinaus auf das Glück, überhaupt eine Familie zu haben, Freunde, Kollegen, überhaupt einigermaßen gesund zu sein und zu leben. Leben!

Dankbarkeit ist zu Glück verwandelte Liebe

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind“, diese Worte von Francis Bacon sind eine gute Nachricht: Glück kann man lernen, weil man Dankbarkeit lernen kann! Ein Tagebuch wie dieses kann helfen, den eigenen Blick auf das zu richten, wofür man dankbar sein möchte. Aufschreiben macht aus flüchtigen Momenten Erinnerungen. Dankbarkeit macht aus Erinnerungen Freude. Und von der Freude zum Glück ist es nur noch ein kleiner Schritt.

Ich sage: Dankbarkeit ist zu Glück verwandelte Liebe. Das sind gleich drei große Worte in einem einzigen Satz. Ein bisschen viel auf einmal? Wenn wir genauer hinschauen, ist es ganz einfach: Je dankbarer ich werde – aufschreiben hilft – desto mehr liebe ich das Leben. Und desto mehr lerne ich zu sehen, was in meinem vielleicht nicht sehr farbigen Jeden-Tag-Leben trotz allem schön ist, was strahlt, was zu leben lohnt. Was mich glücklich macht. Oft steckt das alltägliche Glück eben in den kleinen Momenten. Und dabei kommt es oft nicht einmal darauf an, was genau den Moment ausmacht. Sondern wie er uns berührt. Und mehr noch: Wer es war, mit dem wir diesen Moment geteilt haben.

Man braucht keine großen Worte, um das gute Gefühl der Dankbarkeit zu teilen: „Danke für unser schönes Gespräch gerade, es hat mir richtig gutgetan!“ Oder: „Danke, dass Du auf mich gewartet hast, ich freue mich sehr auf den Moment mit Dir.“ Oder: „Danke für Dein schönes Lachen, Du hast mich mit Deiner guten Laune angesteckt!“

DANKBARKEIT MACHT GLÜCKLICH

(Auszug aus Menschmomente, Copyright Sabine Hübner)

Heute möchte ich Ihnen Danke sagen. Danke dafür, dass Sie sich Zeit für meine Gedanken nehmen. Danke, dass Sie mit mir verbunden sind und dass wir das ganze Jahr lang Menschmomente teilen – zum Beispiel auf diesem Kanal.

Verbringen Sie ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und kommen Sie gut in ein gesundes und glückliches neues Jahr voller berührender Menschmomente. Damit jeder Tag ein bisschen wie Weihnachten wird.

Ich freue mich, wenn wir uns 2020 wieder lesen!

Ihre

Sabine Hübner

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